2004  mach!mal  

Gegen Gewalt für Toleranz

Max-Planck-Gymnasium

Schüler aus der 11. und 12. Klassenstufe des Max-Planck-Gymnasiums engagieren sich seit Jahren im Projekt „Gegen Gewalt – Für Toleranz“. Sie planen und organisieren verschiedene Aktionen zum Thema Gewalt, Rassenhass und Toleranz.

Das Max-Planck-Gymnasium bewirbt sich momentan um den Titel ,,Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“.

Im Rahmen der Jugendwettbewerbes „denk!MAL“ anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar haben sich acht Schülerinnen und Schüler mit den drei Zeitzeugen Helga Luther, Dora Kalb und Inge Deutschkron beschäftigt.

„Mitleid, aber nicht mitleiden!“ Helga Luther

Am 10.Januar 2004 besuchten wir, zwei Schülerinnen der „Gegen Gewalt – Für Toleranz“-AG des Max-Planck-Gymnasiums, die Zeitzeugin Helga Luther.

Helga Luther war Krankenschwester in Ravensbrück, wurde dann aber wegen ihrer Güte, da sie Häftlingen Essen rübergeschmuggelt hat, selbst in Ravensbrück inhaftiert. Während einem heißen Tee und einem leckeren Stück Kuchen erzählte sie uns ihre interessante Lebensgeschichte. Die Zeit ist so schnell vergangen, innerhalb von vier Stunden erfuhren wir so viel über sie. Es war so interessant und wir waren zum Schluss so von ihrem Lebensmut begeistert.

Nach dieser ganzen schlechten Zeit, wo sie so viel Schreckliches, aber auch Gutes erlebt hat, steckt sie jetzt voller Enthusiasmus und trifft sich heute mit verschiedenen Jugendgruppen und erzählt ihre Geschichte u.a. trifft sie sich auch mit Rechtsradikalen und versucht ihre Art zu Denken herauszufinden und sie will somit vermeiden, dass diese Zeit in Vergessenheit gerät und sich wiederholt.

Dora Kalb 

Dora Kalb wurde 1921 geboren. Die heute 83-Jährige ist eine sehr liebenswerte und aufgeschlossene Frau. Sie lebte mit ihren Eltern und 6 Geschwistern in Leipzig und leistete als Widerstandskämpferin gegen Faschismuss eine Arbeit, die sehr zu respektieren war (unter anderem mit der Gruppe Nutnagel). Trotz vieler Risiken, die sie mit den illegalen Arbeiten einging, verlor sie nie den Mut und hatte keine Angst den gefährlicheren Aktionen zu stellen. Sie ist stolz ein „reiches Leben an Gedankengut“ gelebt zu haben.

Inge Deutschkron

Es war der 12. Januar, Schulabschluss um 15 Uhr, und das Treffen mit Inge Deutschkron um halb 4 ließen uns nicht viel Zeit. Und so hetzten wir mit Blumenstrauß unterm Arm in Richtung Zoologischer Garten.

Im Gegensatz zu meinen Vorstellungen lebt Inge Deutschkron in einem belebten Stadtteil, nicht etwa das ruhige Stadthaus am Rande von Berlin. Ein erster Eindruck stimmt meistens mit dem späteren Bild eines Menschen überein,so auch bei ihr. Eine kleine fröhliche und junggebliebene Dame öffnete uns die Tür. Über unsere kleine Verspätung macht sie sich keine Gedanken und sie freute sich herzlich mehr über die Blumen. Nach dem die Mäntel abgelegt wurden, wurden wir durch ein modernes, bücherüberladenes Wohnzimmer in einen Erker geführt, ein kleiner gut beheizter Raum.

Die anfängliche Unsicherheit legte sich nach den ersten Fragen des Interviews. Inge Deutschkron hatte viel zu berichten, durchweg interessant und verständlich beschrieben. Innerhalb mehrerer Stunden durchlebten wir ihre Kindheit, ihre Gefühlswelt, ihre Ansichten und ihre Arbeit.

Es war schon dunkel als wir mit Geschichten gespeist wieder gingen. Inge Deutschkron ist eine Zeitzeugen, die die Kunst des mitreißenden Erzählens beherrscht und gefühlvoll über die Brutalität der Zeit zu berichten wusste. Trotzdem ihr Leben von Gewalt und Krieg beeinflusst wurde, hat sie sich nicht verletzt zurückgezogen, sondern hält heute aufklärende Vorträge an Schulen und kämpft für eine tolerante Jugend.

Inge Deutschkron, eine starke Frau, die stets ihrem Lebensmotto treu geblieben ist: “ Ich lass mich von nichts und niemandem unterkriegen!“