2004  sing!mal  

Lieder zum Thema Rassismus

Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach Berlin

Die 10. Klasse des Bach-Gymnasiums komponiert Lieder zum Thema Rassismus und Rechtsradikalismus in einer interdisziplinären Arbeit zwischen Geschichts- und Musikunterricht.

Durch die Straße laufend,
denke ich zurück was hier geschah.
In Dunkelheit auf dem Weg,
nicht ahnend wer mich sah.

Schritte nähern sich,
sie stehen vor mir.
Ich bekomme Angst,
was soll ich tun?

Rennend merke ich,
wie sie mir folgen,
mich packen
und an mir zerren.

Es sind so viele,
ich bin allein
böses Gelächter umzingelt mich.
Rufe wie: „Deutschland nur für Deutsche!“
machen mir Angst!
Hoffnungslosigkeit und Kälte breitet sich in mir aus.

Kämpfend um mein Leben,
versuch ich zu fliehen.
Harte Tritte treffen mich,
ich kann nicht mehr…

Trotz der langen Zeit,
ist die Erinnerung an all den Hass,
die Gewalt und die moralische Verletzung
nicht weniger geworden.

Von Johanna Siebert, Adriana Lewandowska, Linda Fichtner, Helena Poster, Grit Goeke

Intro
70 Jahre danach
und ihr seid stark wie nie zuvor
Hirnlose Gestalten
Gesteuert durch machtgierige Fanatiker,
welche in ihrer nekrophilen Lust
die tote Vergangenheit vergewaltigen
Doch heute besitzen wir die Stärke
Euch die Stirn zu zeigen, und
Euren geisteskranken Rassismus
Aus der Welt zu tilgen, um
50 Millionen Toten
ihre lang ersehnte Ruhe zu geben!
Vergangenheit

          Vergangenheit
          Tote Vergangenheit
          Wird in nekrophiler Lust
          Ohne allzu viel Zeit
          Vergewaltigt, auch aus Frust

          Gezogen aus Morpheus Reich
          Wird ihr die Ruhe genommen
          Schon viel zu alt und bleich
          Das Blut ist längst geronnen

Refrain
Seid viligant
Man zerrt sie hervor
Unter staubigem Boden
Aus dem Grab des Vergessens
Es ist Vergangenheit, die man
beschwor

Doch welche, wessen?
Patrimonale Grausamkeit
Patriotischer Irrglauben
Wann ist es soweit,
dass sie uns berauben
Der Gedanken, die verhindern
Dass sich alles wiederholt
Nun lasst uns die Wunden
verbinden
Sonst werden wir umgepolt

Refrain
Hiermit kaduziere ich
Die Taten meiner Ahnen
Doch die heutigen nicht
Sollten damalige uns warnen
Vor der Grausamkeit des Ganzen
Sind sie noch immer treuer
Dem Führer als ihren Gedanken
Bekämpft Feuer mit Feuer

Refrain
Und irgendwann
Sagt man uns
„Ja ihr hattet Recht!“
Und Menschen erkennen
Dann weißt du ganz genau
Dafür waren Schmerzen
Und Blut eines Einzelnen
Der in seinem Tod
Die Gedanken anderer befreite
Und die Vergangenheit
Schläft ruhig
Auf das sie nie wieder ausgegraben werde

Refrain

Refrain

Es ist Winter. Es ist dunkel. Es ist kalt. Ein Mann geht durch die Straßen. Er fühlt sich fremd. Die Dunkelheit verschleiert ihm den Blick. Plötzlich springt eine Katze aus der nächstliegenden Hausecke. Er erschrickt – sie faucht ihn an. Unruhig geht er weiter.

Zur selben Zeit: eine Gruppe Neonazis stampft durch die Straßen. Zusammen fühlen sie sich stark. Sie schreien rassistische Parolen durch die Stille. Nachdem sie ihrer Wut teilweise mit Tritten gegen Wände und Mülltonnen Luft gemacht haben, laufen sie weiter auf der Suche nach anderen Opfern. Der Mann hört zuerst nur ein Stimmengewirr, doch als er auf die genauen Wörter und Parolen aufmerksam wird und fliehen will, ist es schon zu spät…  

Von Caroline Eyck, Friederike Jurth, Wiebke Lichtwark, Laura Gick