Geschichte beginnt vor deiner Tür – Erzähl davon!
Unter dem Motto
„Geschichte beginnt vor deiner Tür – Erzähl davon!“
möchten wir Berliner Kinder und Jugendliche aufrufen, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und an ihre Schicksale zu erinnern.
Am Jugendforum denk!mal ’19 können sich Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre einzeln, als Schulklasse oder Gruppe beteiligen und ihre Projekte zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und ihr Engagement gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Gewalt in der Gegenwart in den Räumen des Berliner Abgeordnetenhauses vorstellen.
Dokumentation
Die Dokumentation kann als PDF-Datei hier heruntergeladen werden.
Projekte
Alle eingereichten Projekte aus dem Jahrgang 2019 findet ihr hier!
Zwangsarbeit in Berlin
Millionen Menschen wurden während des Zweiten Weltkrieges aus den besetzten Ländern zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. So wie die Zwangsarbeiter/-innen, die ihr auf dem Schwarz-Weiß-Foto auf unserer Webseite seht.
Von einer der Abgebildeten wissen wir den Namen: Sie hieß Aniela B. (3. v. l.) und stammte aus dem polnischen Lodsz. Ab 1942 musste die 19-Jährige bei AEG in Hennigsdorf und später im Eisenbahnbau Zwangsarbeit leisten.
Das Abzeichen „P“ auf ihrer Kleidung kennzeichnete sie für jeden sichtbar als Polin. Aniela beschrieb später die Demütigungen, denen sie deshalb ausgesetzt war:
„Als Polinnen wurden wir mit dem ‚P‘ gekennzeichnet. Das Abzeichen in Form eines Rhombus mussten wir an der Kleidung angenäht haben. Wenn der Gendarm (ich weiß noch seinen Namen: Müller) bemerkte, dass der Buchstabe fehlt, schlug er uns ins Gesicht. Ich erfuhr auch andere Beleidigungen: Deutsche Kinder, die uns von der Arbeit kommen sahen, schrien hinter uns her: ‚Polnische Schweine‘.“[1]
1944 gab es in Berlin mindestens 1.000 Zwangsarbeiterlager für mehr als 400.000 Frauen und Männer aus über 20 Nationen.[2] Insgesamt existierten in Berlin im Laufe der Kriegsjahre mehr als 3.000 über die ganze Stadt verteilte Sammelunterkünfte für Zwangsarbeiter/-innnen. Sie waren überall. Zwangsarbeit war für jeden sichtbar.
Auch auf dem Flughafen Tempelhof – den ihr ebenfalls auf unserem Titelmotiv seht – wurden tausende Zwangsarbeiter/-innen aus Polen, Frankreich, der Sowjetunion und anderen besetzten europäischen Ländern unter sehr harten Bedingungen in der Flugzeugwartung eingesetzt.
Wenn ihr euch näher mit dem Thema Zwangsarbeit auseinandersetzen wollt, solltet ihr das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide besuchen.
[1] Aus den Erinnerungen von Aniela B., Zeitzeugenarchiv des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit, dzsw1459
[2] https://www.thf-berlin.de/standortinfos/standortgeschichte/nationalsozialismus/zwangsarbeiter/
Abendveranstaltung
Die Abendveranstaltung des Jugendforums denk!mal ’19 wird am 30. Januar 2019 in der Zeit von 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr stattfinden.
Bei der Abendveranstaltung des Jugendforums denk!mal ’19 wird der Plenarsaal zur Bühne für eure Projekte. In der 90-minütigen Veranstaltung könnt ihr euch mit Theaterstücken, Lesungen, Musik, Tanz oder anderen kreativen Projekten einem breiten Publikum präsentieren und an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Ihr setzt damit auch ein Zeichen gegen aktuelle Formen des Rassismus und rechter Gewalt.
Nach dem Bewerbungsschluss am 17. Dezember 2018 werden wir eine Auswahl aus allen eingegangenen Bewerbungen treffen und euch schnellstmöglich informieren.
Das war die Abendveranstaltung
Am Mittwoch, den 30.1.2019 war es soweit: Das Jugendforum denk!mal ’19 fand seinen Höhepunkt in der Abendveranstaltung. Zahlreiche Kinder und Jugendliche, aber auch Lehrer, Eltern und Politiker waren vor Ort, als der Plenarsaal zur Bühne für ausgewählte Projekte wurde, die alle eigene, vielfältige Formen des Erinnerns fanden und damit auch ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung, Rassismus und Rechtsextremismus setzten.
Zu den auftretenden Projekten gehörten:
– Anna-Freud-Schule – Oberstufenzentrum für Sozialwesen/ Café Nightflight – offene Kinder- und Jugendeinrichtung des Evangelischen Kirchenkreises Charlottenburg-Wilmersdorf „Poelchau-Gedenken: Wo liegt unsere Verantwortung heute?“, ein Rapstück zur Aktualität des Gedenkens an die Widerstandskämpfer Dorothee und Harald Poelchau – mit Unterstützung des Rappers Matondo
– Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule: „Keep me in mind – die Geschichte der Jüdin Miriam Kremin“, eine visuelle Lesung mit Skizzen der polnischen Jüdin Miriam Kremin
– Evangelische Jugend Charlottenburg-Wilmersdorf: „Bobruisk 41“, eine Theaterszene über den Schicksalsmoment einer jüdischen Familie in einem Kellerversteck
– Willi-Graf-Gymnasium: „Zum Gedenken an Willi Graf“, eine szenische und musikalische Performance zu den Facetten des Widerstands gegen den Nationalsozialismus
–Vajswerk Recherche Theater Berlin: „ANNE-MARIE: Von der Argentinischen Allee 20 zur 20 East 62nd.“, eine szenische Lesung mit Briefen über das Leben, die Flucht und die Arbeiten der Künstlerin Anne-Marie Meier-Graefe Broch
– Sportschule im Olympiapark – Poelchau-Schule/ Café Nightflight – offene Kinder- und Jugendeinrichtung des Evangelischen Kirchenkreises Charlottenburg-Wilmersdorf: „Der Lauf der Geschichte, den bestimmst auch Du!“, ein Rapstück zur Erinnerung an Dorothee und Harald Poelchau mit aktuellen Bezügen zu Flucht und Widerstand – mit Unterstützung des Rappers Matondo
Darüber hinaus stellten Schüler der Freien Waldorf Schule – Johannes-Schule-Berlin in einem Interview ihre Projektarbeiten zum Thema der NS Zwangsarbeit vor. Die Schüler und Schülerinnen hatten in 7 verschiedenen Projekten sich mit der Geschichte der Zwangsarbeit in Berlin auseinandergesetzt. Projektteilnehmerinnen des John-Lennon Gymnasiums sprachen auf der Bühne über ihre Eindrücke von der “denkt!mal miteinander”-Dialogveranstaltung, die zuvor mit dem Deutschen Historisches Museum veranstaltet wurde und bei der Projektteilnehmer/-innen der Ausstellung sich über ihre Projekte austauschen konnten.
Moderiert wurde die Abendveranstaltung von Anne Chebu. Im Anschluss lud der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, alle Gäste dazu ein, auch die Ausstellung des Jugendforums zu besichtigen.
Wir freuen uns, dass denk!mal ’19 ein voller Erfolg wurde, mit 41 kreativen Projekten, die in der Ausstellung und Abendveranstaltung zu sehen waren! Insbesondere möchten wir uns bei den Projektteilnehmer/-innen bedanken, die mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität den Opfern des Nationalsozialismus ein ganz persönliches “Denkmal” gesetzt haben.
Um das Jugendforum auf die Beine zu stellen, hatte das Projekt zahlreiche Unterstützer und Kooperationspartner, denen wir an dieser Stelle danken wollen.
Dazu gehörten, neben allen Mitwirkenden im Haus, ALEX Berlin, das Dokumentationszentrum Schöneweide, das OSZ KIM und Pfefferwerk, die Konrad-Zuse-Schule, der Lette Verein Berlin, Jup Berlin und das Deutsche Historische Museum.
Wir, vom Projektteam denk!mal’ 19, hoffen, dass die Veranstaltung euch gefallen hat. Wer die Abendveranstaltung verpasst hat, kann sich unter folgendem Link die Filmaufnahmen von Alex TV anschauen: